Wie uns Flügel wuchsen von X66 ([KaRe]) ================================================================================ Kapitel 9: Blut --------------- Kapitel 9: Blut Für schon diese Woche. „Au, verdammt!“, hörte Rei aus der Küche, gefolgt von einem klappernden Geräusch. Er warf daraufhin das T-Shirt, das er gerade zu falten begonnen hatte, neben den Stapel der bereits gefalteten Anziehsachen auf seinem Bett und verließ sein Zimmer, um dem schmerzerfüllten Ausruf auf den Grund zu gehen. Als er die Küche betrat, fiel ihm zuerst das blutige Messer auf, das auf der Anrichte lag, dann sah er Kai, der sich, noch immer leise fluchend, die linke Hand hielt und offenbar suchend im Raum umherlief. „Was hast du gemacht?“, fragte Rei, starrte auf das Blut, das zwischen den Fingern Kais hervorquoll, bevor er sich dem anderen näherte. „Wonach sieht's denn aus?“, erwiderte Kai bissig, fügte er gleich darauf hinzu: „Haben wir hier nirgendwo Taschentücher oder was?“ „Warte.“ Der Schwarzhaarige eilte zu einem der Hängeschränke in der Küchenzeile und beförderte eine Rolle Küchenpapier zu Tage. Schon auf dem Weg zurück zu Kai, der sich mittlerweile mit seinem Bein einen Stuhl unter dem Tisch hervorgezogen und sich darauf niedergelassen hatte, riss er mehrere Stücke ab und reichte sie weiter. Wieder etwas freundlicher murmelte Kai ein „Danke“, bevor er damit begann, sich das Blut von den Händen zu tupfen, das Küchenpapier anschließend so auf die Wunde presste, wie er zuvor seine rechte Hand dagegen gedrückt hatte. „So, wie das blutet, war das aber ein ganz schön tiefer Schnitt“, merkte Rei an, sah kurz zur Anrichte hinüber. Jetzt sah er auch, dass Kai dabei gewesen war, Gemüse zu schneiden. „Hmm“, bestätigte Angesprochener. „Ich habe einen Moment nicht aufgepasst und zack! Drin.“ Kai blickte auf das Tuch hinunter, das mittlerweile von Blut getränkt und daher kaum noch etwas vom ursprünglichen Weiß zu sehen war. „Mist, es hört gar nicht auf zu bluten.“ Er drückte fester auf die Wunde. Rei erbot sich, etwas Verbandszeug aus dem Badezimmer zu holen. Kai protestierte, aber Rei ließ sich nicht beirren und war wenige Minuten später mit den gewünschten Dingen wieder zurück in der Küche. Er nahm schräg gegenüber von Kai Platz, sagte dabei: „Gib mir deine Hand.“ Etwas widerwillig entfernte Angesprochener das blutige Küchenpapier von dem Schnitt in seiner Handinnenfläche und streckte seine Hand aus, noch immer nicht ganz davon überzeugt, dass all diese Umstände wirklich nötig waren. Vorsichtig ergriff Rei diese, tupfte ein wenig Blut ab. „Es hört doch langsam auf zu bluten.“ „Und wieder einmal hatte ich Recht - du hättest dir sparen können, all den Krempel aus dem Badezimmer zu holen.“ Kai grinste. „Ich werde die Wunde trotzdem desinfizieren, das kann sicher nicht schaden. Und ein Pflaster kommt auch drauf.“ Rei bedachte den anderen mit einem Blick, der jede Widerrede unterbinden sollte. Kai verdrehte die Augen, sagte aber nichts. „Wie praktisch, dass wir noch all diese Sachen aus unserem alten Verbandskasten haben, den wir beim Bladen immer dabei hatten“, kommentierte der Schwarzhaarige, nachdem er ein wenig Desinfizierungsspray auf ein Taschentuch gesprüht hatte, mit welchem er jetzt über die Wunde tupfte. Kai sagte auch daraufhin nichts, starrte stattdessen mit zurückgelehntem Kopf abwesend an die Decke. Innerlich die Schultern zuckend, konzentrierte Rei sich voll und ganz auf seine Aufgabe. Kais Finger waren eher kühl, aber die Haut fühlte sich trotzdem sehr weich unter seinen Fingerspitzen an; weich und glatter, als er jemals vermutet hätte, wenn man ihm vorher die Frage gestellt hätte, wie sich die Hände des anderen anfühlten. Am liebsten, so stellte Rei fest, hätte er mit seiner Arbeit immer weitergemacht, um seine Hände nicht von der linken Hand Kais zu entfernen, die in der seinen lag. Ob dieses Gedankens seufzte er innerlich. Nachdem er mit dem Spray fertig war, schnitt er ein Stück Pflaster zurecht und klebte dieses über den Schnitt. „Fertig“, verkündete Rei schließlich, ohne die Hand in seiner loszulassen. Kai wandte seinen Blick von der Decke zu seiner Hand weiter zu Rei. Nach einer Pause, in der sie einander wortlos ansahen, sagte er leise: „Danke, Rei.“ Erst dann nahm er seine Hand aus der Reis und legte sie vorsichtig wieder in seine rechte, um die Hand so wenig wie möglich bewegen, solange sich noch keine feste Kruste gebildet hatte. Rei nickte. „Kein Problem.“ Erst nachdem Kai die Küche nach einiger Zeit verlassen hatte und er selbst für diesen noch das Messer und die restlichen Utensilien gesäubert und wegräumt hatte, gestand er sich ein, was ihm fast schmerzhaft bewusst geworden war, als er Kais Hand nicht hatte loslassen wollen, als sie sich schweigend angeblickt hatten, als Kai seinen Dank ausgesprochen hatte. Es ließ sich nicht länger leugnen. Es gab all diese kleinen Momente in ihrem Alltag, von denen er sich nicht mehr einreden konnte, dass sie zwischen besten Freunden völlig normal waren. Auch diesmal hatte alles in ihm inne gehalten, als Kai und er diesen schweigsamen Blickkontakt gehabt hatten - er war sich seines Atems und seines Herzschlages übermäßig bewusst gewesen und hatte seinen Blick von Kai kaum lösen wollen. Nein, es ließ sich nicht länger leugnen. Er hatte sich verliebt. In seinen besten Freund. In Kai. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)