Bleibt alles anders von abranka (SSxGW) ================================================================================ Kapitel 19: XIX. Kapitel ------------------------ Der nächste Morgen begann wie die üblichen Tage. Frühstück in der Küche und alles. Aber keine Reaktion von Snape. Gar nichts. Es war, als wenn er ihm das Tagebuch niemals gegeben hätte. Es war frustrierend und George war nur froh, als dieser Tag endlich vorüber war. Morgen war der 24. Dezember, danach war Weihnachten. Also war morgen seine letzte Chance, wenn er nicht mit dem Tannenbaum durch die Tür fallen wollte. Das war... bescheuert. Er fühlte sich unter Druck gesetzt, setzte sich ja auch selbst unter Druck. Aber was sollte er noch tun? Er hatte sich bereits alle Mühe gegeben... Mit ein wenig Trotz und noch im Halbschlaf schlüpfte er am frühen Morgen in seinen neuen roten Morgenmantel mit weißer Borte. Heute war Sonntag und somit erwartete niemand mehr, dass der Laden offen war. Er hatte eigentlich ausschlafen können, aber das fiel ihm schwer. Nun, und um die Zeit würde ihm ja wohl niemand über den Weg laufen. So tapste er wie ein verschlafener Weihnachtsmann gekleidet herunter in die Küche. Mit zusammengekniffenen und ständig blinzelnden Augen sah es sich äußerst schwer und so ertastete er die Kaffeekanne mehr, als dass er sie sah. Als der Kaffee schließlich erfolgreich in eine Tasse umgefühlt war und seine Zunge berührte, ging ihm auf, dass dieser bereits fertig war. Moment. Fertiger Kaffee hieß, dass irgendjemand hier in der Küche war. Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und wandte sich langsam um. Severus Snape saß zurückgelehnt auf einem der Küchenstühle und beobachtete ihn. Die schwarzen Augen glitzerten vor Amüsement und George musste zugeben, dass er vermutlich keine allzu glückliche Figur gemacht hatte. Dazu noch sein Outfit... Rote Boxershorts mit goldenen Glöckchen darauf, der rot-weiße Mantel, knallrote Wollsocken... Nun ja, er hatte sich schon mehr zum Deppen gemacht. Was machte dieses eine Mal mehr da noch aus? „Frühaufsteher, was?“, fragte er keck und hielt sich an seiner Kaffeetasse fest. Er war sich nur zu bewusst, dass er halbnackt war, aber er gab sich auch keinerlei Mühe, diese Blöße zu bedecken. War ja nichts, was Snape nicht schon einmal gesehen hatte. Und nichts, was diesem das letzte Mal nicht gefallen hätte. „Ich hätte gedacht, dass du das mittlerweile mitbekommen hast.“ Eins, zwei... Da wanderte die Augenbraue wieder nach oben und George musste innerlich grinsen. Diese Geste kannte er zumindest mittlerweile in- und auswendig. „An unserem ersten freien Tag seit langem hätte ich nur nicht unbedingt damit gerechnet.“ George zuckte mit den Schultern und nippte an seinem Kaffee. Er beobachtete, wie Snape langsam aufstand, um seine eigene Tasse an der Kanne nachzufüllen. Nah war er ihm, ganz nah. Er bräuchte nur die Hand auszustrecken... Aber das konnte er nicht tun. Das war... Nein, das konnte er nicht tun. Wirklich nicht. Severus warf ihm einen knappen Seitenblick zu, ließ diesen über seine bloße Brust huschen, dann richtete er seine Augen an die Decke, weil er dort offensichtlich etwas aus dem Augenwinkel erspäht hatte. George tat es ihm gleich und fühlte, wie seine Kinnlade aufklappte. Das war doch... „Misteln?“, brachte er überrascht hervor. Die ganze Decke war mit Mistelzweigen übersät. Er schaute Severus an, die braunen Augen noch immer vor Überraschung geweitet. Dieser erwiderte den Blick ungerührt und meinte dann trocken: „In Verbindung mit Misteln existiert eine gewisse Tradition.“ Schlagartig verfiel Georges Herzschlag von einem geruhsamen Trab in einen hektischen Galopp. Das war doch... Er würde doch nicht... Oder doch? „So?“, krächzte er heiser. Weiße Finger glitten über seine Wange, hoben sein Kinn ein wenig an. Warm waren sie, äußerst angenehm, und die Berührung unglaublich sanft und zärtlich. „Spräche irgendetwas dagegen?“ Severus’ Atem strich bereits über seine Lippen und ließ George erschaudern. „Nein...“, hauchte er leise, verfluchte sich selbst für seine Schwäche. Fred hätte jetzt am Boden gelegen und sich gekringelt vor Lachen. Mit Sicherheit. Selbst Ron und Ginny hätten sich kaum eingekriegt. Ihr großer, scherzerprobter Bruder, der sich von nichts erschrecken ließ, führte sich auf wie ein verliebtes Mädchen. Ein leichtes Lächeln glitt über Severus’ Lippen, ehe diese weich und sanft auf Georges trafen. Für einen Augenblick lang ließ er die Augen noch geöffnet und sah, wie Severus’ Augenlider langsam zufielen. Sein Herzschlag raste nur noch, kam ins Stolpern und pochte laut in seinen Ohren. Seine Knie wurden weich und er suchte Halt an dem schwarzen Hemd seines Gegenübers. Lichtblitze tanzten vor seinen Augen. Sanft schlang sich ein Arm um seine Taille, hielt ihn fest, während sich eine andere Hand im Nacken in sein Haar grub und ihn bestimmt näher zog. Dieser Aufforderung kam er nur zu gerne nach, genauso dem nachdrücklichen Fordern von Severus’ Zunge, die nach Einlass verlangte. Ihm schwindelte, als der Kuss schließlich ein Ende fand, und er lehnte sich still aufseufzend gegen die Brust des Älteren. Er fühlte sich so klein und schwach, obwohl sie einander an Größe und Statur sehr ähnlich waren. Severus streichelte ihm sachte durch das Haar, lehnte seine Wange an den roten Schopf und blickte ins Leere. „Und jetzt?“, fragte er leise, die dunkle Stimme ein wenig rau und etwas heiser. „Glücklich bis ans Ende aller Tage?“, gab George ebenso leise zurück. „Glaubst du wirklich daran?“ Kein Spott, kein Sarkasmus, wie ihn der junge Mann eigentlich erwartet hatte. Stattdessen wurde er mit blankem Ernst konfrontiert. „Ja.“ Trotzig schob George das Kinn vor und brachte etwas Abstand zwischen sie, damit er Severus ansehen konnte. „Weil man ansonsten alles sein lassen und sich direkt umbringen könnte. Warum etwas beginnen, wenn man nicht daran glaubt, dass es dauerhaft ist?“ So etwas wie ein leises Lachen war die Antwort auf seine Worte, dann strubbelte ihm die zuvor liebkosende Hand durch die Haare. „Lach mich nicht aus. Ich weiß, dass du sicher Schmerzhaftes durchgemacht hast. Und ich weiß nicht, ob ich in der Lage bin, irgendwelche alten Verletzungen zu heilen. Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich dich zum Lachen bringen kann. Dass ich da sein kann, wenn dich die Welt ankotzt und du nur noch harte Worte für sie findest. Dass ich dich halten und über deinen Schlaf wachen kann. Dass...“ „Halt, halt.“ Severus hob die Hände und gebot ihm Einhalt. „Was?“ George verschränkte trotzig die Arme vor der Brust und brachte noch mehr Abstand zwischen sie. „Mehr zuckersüße Romantik halte ich am frühen Morgen nicht aus.“ „Na schön...“ Beleidigt wandte sich der Rotschopf um und marschierte gen Tür. „Dann eben nicht.“ Er kam genau drei Schritte weit, ehe ihn zwei Arme umfingen und zurückhielten. „Ich habe nicht gesagt, dass du gehen sollst.“ Severus’ dunkle Stimme jagte ihm einen Schauder über den Rücken, als er sie so dicht an seinem Ohr hörte. „Klang aber so...“ George sah es überhaupt nicht ein, aus seinem Trotz wieder aufzutauchen. Insbesondere nicht, wenn dieser ihm die Reaktion brachte, die er wollte. „Ich habe nur gesagt, dass es zuviel Romantik ist. Hältst du mich etwa für einen romantischen Menschen?“ Der sachliche Tonfall missfiel George zwar, aber dennoch schüttelte er den Kopf. Nein, Severus Snape war definitiv kein Romantiker. „Siehst du. Das ist alles eine Frage des Geschmacks.“ „Fein, also magst du keine zuckersüßen Worte...“ George drehte sich in der Umarmung um und funkelte den älteren Mann an. „Was magst du stattdessen?“ „Nun, du in einem Weihnachtsmorgenmantel kommst dem schon relativ nahe.“ George musste lachen. „Immerhin etwas.“ Sein Blick wanderte an Severus vorbei. „Wir stehen immer noch unter Misteln...“ „Ist das eine Aufforderung?“ „Brauchst du eine?“ Itodi kicherte leise, während sie mit einem Fingerschnipsen verschwand, um Verity von ihrem Erfolg zu berichten. Immerhin hatten die Mistelzweige doch ihren Zweck erfüllt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)