Bleibt alles anders von abranka (SSxGW) ================================================================================ Kapitel 8: VIII. Kapitel ------------------------ Letzten Endes war George doch eingeschlafen und hatte unruhig geträumt. Er wachte vollkommen nassgeschwitzt auf. Draußen war es bereits dunkel, wie er mit einem kurzen Blick gen Fenster feststellte, also war es mit Sicherheit fünf Uhr durch. Er richtete sich langsam auf und wollte gerade die Beine über die Bettkante schwingen, als jemand leise hüstelte. Er drehte den Kopf beiseite und seufzte leise. Snape saß in dem Lehnstuhl neben seinem Bett und blickte von seiner Lektüre auf. „Sind Sie mein Gefängniswärter?“, knurrte George ungehalten, während er sich unangenehm beobachtet fühlte. Wie lange saß Snape schon da? Und warum zur Hölle tat er es? Letztlich konnte es ihm doch scheißegal sein, ob George schnell wieder auf die Beine kam oder nicht. Was kümmerte es ihn denn? „Nein“, kam die ruhige Antwort, während der ehemalige Lehrer seine Zeitung sorgfältig zusammenfaltete. „Oh, ich vergaß, Sie sind die besorgte Krankenschwester.“ George stemmte sich entschieden hoch und kam ein wenig unsicher auf die Beine. Seine Knie waren zwar weich, aber zur Toilette würde er es ja wohl noch schaffen. Wäre ja noch besser, wenn er vor Snape zusammenbrach und der ihn noch aufs Klo setzen musste... Seine Schritte waren wackelig, aber er schaffte es bis zur Tür, wobei es nicht gerade hilfreich war, Snapes bohrenden Blick nur allzu deutlich im Nacken zu spüren. Mühsam hielt er sich am Türrahmen fest und keuchte leicht. Er hörte den Sesseln knarren und warf einen giftigen Blick über seine Schulter. „Wagen Sie es bloß nicht, mir zu helfen!“, fauchte er los. Snape zog eine Augenbraue hoch. „Das hatte ich nicht vor. Ich werde lüften, während Sie anderweitig beschäftigt sind. Hier drin riecht es wie in einer Bärenhöhle.“ Er rümpfte die Nase. „Eher noch schlimmer.“ George wandte ruckartig das Gesicht ab und fluchte leise vor sich hin, während er die nächste Etappe auf dem Weg zur Toilette zwei Türen weiter in Angriff nahm. Seine Wangen brannten. Warum schaffte es dieser Kerl eigentlich, ihn dauernd in Verlegenheit zu bringen? Und warum dachte er auf einmal derart positiv von ihm? Snape war doch sonst niemand gewesen, der jemandem freiwillig half. Warum sollte er jetzt damit beginnen? Weil er Freds Zwilling war? Lachhaft. Es kam ihm sowieso auf einmal unglaublich unvorstellbar vor, dass dieser Mensch so etwas wie aufrichtige Liebe für jemanden empfinden konnte. Jeglichen Keim dazu musste er doch schon längst unter dieser kalten und harten Schale abgetötet haben, aber... Aber da war auch die Art und Weise wie er seinen Namen ausgesprochen hatte. So tief, so dunkel, so... sinnlich. George seufzte auf und machte eine Pause am nächsten Türrahmen. Das war doch alles zum Durchdrehen. Außerdem: Was kümmerte es ihn? Was? Schön, Snape war Freds Freund und Liebhaber gewesen, aber sonst? Das hieß doch noch lange nicht, dass sich ihr Verhältnis in irgendeiner Art und Weise verändern musste oder sollte! Überhaupt nichts hieß das! Gar nichts! Nur vielleicht, dass Snape doch einen näheren Blick wert war. Fred hatte sich sicher nicht ohne Grund... „Schluss jetzt!“, murmelte er schwach und schwankte weiter zur Tür, drückte diese auf und sackte auf der Toilette zusammen. Er hatte noch nicht einmal mehr die Kraft, die Tür zuziehen. Wenn er wenigstens einigermaßen klar denken könnte! Aber damit war ja vollkommen Essig... George entwich ein erneuter Seufzer, während er den Kopf gegen die kalten Fliesen der Wand sinken ließ. Müde schloss er die Augen. Er kam wieder zu sich, als ihn jemand mehr oder weniger – es fühlte sich eher weniger an – behutsam auf die Beine brachte und ihm seine Hose hochzog. George blinzelte, erkannte Snape und schloss direkt wieder die Augen. Fein, wie brachte man den Boden noch mal dazu, dass er sich vor einem auftat und einen verschlang? Er wollte einen Zauberspruch dafür und zwar bitte jetzt sofort! Die Tatsache, dass Snape ihn dann hochhob und in sein Schlafzimmer zurücktrug, machte die ganze Sache nicht gerade besser. Aber was hätte er schon dagegen tun können? Er war viel zu benommen, um irgendeinen Ton hervorzubringen, und wenn er darauf bestanden hätte, das alles selbst zu tun, wäre das sowieso nur schief gegangen. Er fühlte sich derart müde, kaputt und ausgelaugt wie noch nie zuvor in seinem Leben. Es war ein komisches Gefühl, jemandem derart ausgeliefert zu sein, wie es ihm gerade vorkam. Snape legte ihn auf dem Bett ab und zog die Bettdecke hoch. Erst dann richteten sich die dunklen Augen auf sein Gesicht und fixierten Georges fieberglänzende braune. „Sie sollten wieder schlafen.“ Dunkel und weich war die Stimme. Angenehm. Äußerst angenehm... „Mhm...“, machte George leise und zog die Bettdecke noch ein wenig höher. „Aber vorher trinken Sie das.“ Snape hielt ihm einen Becher unter die Nase und als er es nicht fertig brachte, sich von alleine aufzurichten, fühlte er einen stützenden Arm im Rücken, der es ihm ermöglichte. Das war demütigend. Wenn auch nicht so sehr wie die Sache auf der Toilette. Georges Gesicht glühte noch mehr als ohnehin schon, während er den Heiltrank herunterwürgte. „Warum... tun Sie das?“, fragte er matt, als er wieder in der Waagerechten lag und sich bemühte, diese Flüssigkeit auch bei sich zu behalten. „Was sollte ich sonst tun? Sie sich selbst überlassen?“ Snape sah ihn lange und unergründlich an. „Das könnten Sie...“ „Aber warum sollte ich?“ „Weil Sie kein netter Mensch sind?“ Snape lachte leise und es war definitiv kein nettes Lachen. „Natürlich.“ Seine Lippen waren schmal zusammengepresst. „So einfach ist das, nicht wahr? Ein Lehrer, der seine Schüler fordert und ihnen keinen Honig um den Mund schmiert, ist selbstverständlich kein netter Mensch.“ Kälte lag in den dunklen Augen. Kälte, die George absolut nicht behagte. Ihm hatte der andere Ausdruck besser gefallen. „Nein... ich...“ „Ja, ja, Sie meinen das nicht so.“ Snape winkte ab. „Das tut nie jemand, wenn er so etwas sagt.“ „Ich...“ George würgte erneut, behielt seinen Mageninhalt tapfer bei sich und musste auf einmal noch gegen etwas anderes ankämpfen. Fühlte er sich wirklich derart beschissen, dass Snape ihn schon mit einem solchen snapehaftem Verhalten zum Heulen bringen konnte? Offenbar ja. Scheiße. Er wünschte sich Fred her. Um mit ihm zu reden, um all das loszuwerden, was ihn gerade durcheinanderbrachte. Um ihm all die Fragen zu stellen, die ihm auf seiner Seele brannten. Um ihn über diesen Mann zu löchern, damit er ihn verstehen konnte. Um nicht mehr allein zu sein... Um wieder vollständig zu sein... Um... Ihm entwich ein würgendes Schluchzen und er verbarg das Gesicht in den Kissen. So entging ihm Snapes zuerst verblüffter, dann fassungsloser und schlussendlich vollkommen hilfloser Gesichtsausdruck. Nach einer Ewigkeit der Erstarrung wandte sich der schwarzgewandete Mann ab und ging zur Tür. Er wollte diese gerade zuziehen, als George herumfuhr. „Was fällt Ihnen eigentlich ein? Erst demütigen Sie mich bis sonst wohin und dann wird es Ihnen auf einmal peinlich? Feigling! Elender Feigling!“ Er griff nach seinem Kopfkissen und schleuderte es auf den ehemaligen Lehrer. Es landete jedoch weit von diesem entfernt auf dem Boden. „Mr. Weasley, Sie...“ „Ach, jetzt sind wir wieder bei ‚Mr. Weasley’?“, fauchte George weiter. „Gestern war es doch noch ‚George’!“ Sämtliche Sicherungen brannten ihm gerade durch. Einfach so. Erst tat Snape so... nett, dann brachte er ihn mit seinem Verhalten so richtig schön zu Boden und jetzt rannte er auf einmal weg! Er wusste selbst nicht, was er wollte. Er fühlte sich beschissen, er war krank und er vermisste Fred! Jegliche Worte, die Snape noch hatte sagen wollen, fehlten ihm auf einmal. Das war doch... Was war mit dem Kerl nur los? Drehte er jetzt vollkommen durch? „Was denn? Fällt Ihnen nichts mehr ein? Keine blöde Bemerkung? Keine kalten Worte? Nichts mehr?“ „Wir unterhalten uns, wenn Sie wieder bei Sinnen sind.“ Entschlossen zog Snape die Tür zu. Mit diesem Derwisch konnte man ja gerade absolut nichts anfangen. Und wenn er toben wollte – bitte. Sollte er sich doch weiter zum Deppen machen, aber er würde sich das sicherlich nicht antun. Snape kam genau drei Schritte weit, dann hörte er ein derart lautes Poltern aus Georges Schlafzimmer, dass eigentlich nur eine Ursache dafür in Frage kam. Er seufzte tief. Kurz war es still, dann polterte es erneut. Dem Klirren nach zu urteilen hatte George bei seinem Aufstehversuch die Nachttischlampe heruntergerissen und diese hatte das nicht überstanden. Alternativ konnte das aber auch die Teekanne gewesen sein. Der Klang war vermutlich ähnlich. Einen Augenblick lang blieb er stehen und lauschte, doch als alles still blieb, drehte er sich langsam um und ging zurück. Seine Vermutung war richtig gewesen. Dieser durchgeknallte Derwisch war aufgesprungen, sein Kreislauf hatte nicht mitgespielt und er war gestürzt. Als Quittung für den nächsten schnellen Aufstehversuch hatte er den Nachttisch beim zweiten Zusammenbruch mitgenommen und kauerte jetzt leise keuchend in einer großen Lache Tee. „Unachtsamkeit und Dummheit sind demütigend“, sagte Snape leise, während er George auf die Beine holte und auf die Bettkante verfrachtete. Das Gesicht des Rotschopfes war bleich und er hustete leise. „Krankheit ist nicht demütigend, denn das ist nichts, wofür Sie etwas können.“ Mit einem Ruck streifte er George das durchweichte Schlafanzugoberteil ab und warf es beiseite. Dieser schauderte leicht, ließ es jedoch geschehen. Das hier hatte er sich sehr eindeutig selbst zuzuschreiben. Dummheit und Unachtsamkeit. Das war es wohl... Snape rieb ihn kommentarlos mit einem Handtuch trocken und zog ihm ein frisches Oberteil über. „Hose auch oder schaffen Sie das selbst?“ Die Frage war erstaunlich neutral, aber gleichzeitig doch irgendwie besorgt. George hob den Kopf und lächelte schief. „Schaffe ich. Aber...“ „Ich werde bleiben.“ Snape nickte knapp und trat beiseite, während sich der andere mühsam aus der nassen Hosen kämpfte, sich den Tee – Gott sei dank war der ohne Zucker – von den Beinen rieb und in eine frische Hose schlüpfte. Er schämte sich noch nicht einmal mehr. Dafür hatte er sich selbst längst zuviel gedemütigt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)